Dienstag, 20. Dezember 2011

Die Kamera ist nicht egal


Spielt die Kamera eine Rolle? Eine Frage, die im derzeitigen Trend gerne mit nein beantwortet wird. Denn ein guter Photograph könnte auch mit einer schlechten Kamera gute Bilder machen. Schließlich wäre nicht die Technik, sondern die Bildidee entscheidend.

Mir ist diese Antwort allerdings zu absolut. Allein dadurch, dass mit unterschiedlichen Kameras das fertige Bild unterschiedliche Charakterzüge aufweisen wird, kann man doch nicht behaupten, dass das verwendete Gerät egal ist. Natürlich kommt die Bildidee nicht aus der Kamera, allerdings ist sie zu einem guten Teil das Werkzeug, mit dem wir unsere Idee umsetzen. Auch denke ich ebenfalls, dass ein guter Photograph mit jeder Kamera ein gutes Bild produzieren kann. Allerdings heißt das ganz sicher nicht, dass er aus jeder Kamera das Bild herausbekommen kann, was er wirklich will.

Denn nicht jede Idee, die man hat lässt sich etwa mit einem Handy photographieren. Du willst geringe Tiefenschärfe im Bild, dann braucht es ein anderes Gerät. Du willst Sportler nah ran geholt und in Bewegung scharf abbilden? Auch da scheitert das Handy, völlig egal, wie gut du photographieren kannst. Und so lassen sich so ziemlich für jeden Typ Kamera Beispiele finden, wo sie einer Umsetzung der eigenen Ideen im Weg stehen.

Wie kann man also ernsthaft behaupten, die Kamera wäre egal? Ob man aus dem Gerät das bestmögliche herausholen kann, dass liegt am Benutzer, aber auch dieser kann die Grenzen der verwendeten Technik nicht einfach auflösen. Damit will ich nicht sagen, dass man nur immer das beste und teuerste Equipment verwenden sollte, denn auch das kann der eigenen Idee im Weg stehen. Vielmehr finde ich, man sollte seine Ideen, seine Vision, die man aus dem Kopf in die Wirklichkeit bringen will, diktieren lassen, ob man jetzt etwa mit der digitalen Spiegelreflexkamera, dem Handy oder doch der analogen Point-and-Shoot loszieht und eben nicht umgekehrt.

Mit dem Statement, dass die Kamera unwichtig ist und ein guter Photograph mit jeder gute Bilder machen können sollte, heißt auch, die Ideen des Künstlers dem Equipment zu unterwerfen, nur solche schaffen zu können, die im Rahmen der verwendeten Technik liegen. Manchmal mag es sinnvoll sein, sich selbst dieser Herausforderung zu stellen, auch mit “schlechterem” Equipment gute Bilder zu machen, eben um seine eigenen Grenzen zu testen und letztendlich zu erweitern.

Es aber allgemein so handzuhaben, dass die Technik völlig bedeutungslos ist und nur man selbst der entscheidende Faktor ist, was für ein Bild entsteht, hat ein wenig was von Arroganz. Auch der beste Maler kann kein detailliertes Gemälde erschaffen, wenn man ihm dazu nur einen Pinsel zum Wände streichen und einen Eimer weiße Wandfarbe gibt. In diesem Sinne kann ich der Aussage, die beste Kamera wäre die, die man mit sich trägt nur teilweise zustimmen. Es ist besser zum photographieren eine als gar keine dabei zu haben, ja. Doch die beste Kamera ist immer die, die am besten geeignet ist, die Idee, die man im Kopf rumträgt, auch umzusetzen.

Welche das dann ist, kann man sinnvoll nur einschätzen, wenn man vorher auch schon mit unterschiedlichen Typen von Kameras gearbeitet hat. Also heißt es, Kameras schnappen und ausprobieren. Dann kann man auch entscheiden, ob für heute die beste Kamera die teure Spiegelreflex-Kamera, das meist auch nicht wirklich billige Handy oder vielleicht doch die extrem billige analoge Point-and-Shoot vom Flohmarkt ist. Oder vielleicht doch noch mal ein ganz anderes Werkzeug.

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