Mittwoch, 21. Dezember 2011

Die Kamera ist egal


Der Titel klingt vielleicht wie ein Widerspruch zu meinem vorherigen Blogpost, doch geht es mir hier um etwas anderes, als dass man mit jeder Kamera gute Bilder machen kann. Stattdessen geht es mir um die Bewertung von Photos anhand der Kamera die genutzt wurde, um es zu machen.

Oft sieht man in Photocommunities Bilder, bei denen dick dabei steht, dass sie mit dem iPhone gemacht wurden und es schwingt der Eindruck mit, man sollte doch bitte beeindruckt sein, was der Photograph aus dieser “minderwertigen” Kamera heraus geholt hat. Und oftmals wird diesem Wunsch in den Kommentaren auch Folge geleistet. Wird aber Kritik an Schwächen des Bildes geäußert, wird diese oft damit abgeschmettert, dass es ja eben “nur” mit einem Handy aufgenommen wurde. Als ob dann Kritik nicht mehr angebracht wäre.

Dieses Phänomen begegnet einem nicht nur bei der Handy-Photographie, auch bei Analog-Kameras wird das Argument gerne hervorgeholt, ja selbst bei sogenannten Einsteiger-Spiegelreflexkameras. Es wäre ja nur mit einer 350D oder einer D40 oder vergleichbaren aufgenommen.

Damit will ich mich nicht allein auf technische Mängel in Bilder beschränken, wo zum Teil dieses Argument noch Sinn macht. (Zudem halte ich ein gutes Bild nicht davon abhängig ob es Kriterien der technischen Perfektion genügt, zumindest nicht per se). Vielmehr geht es mir um Mängel im Bildaufbau, im Konzept, in der Idee, denn all das wird nur mit Hilfe der Kamera umgesetzt, nicht aber von dieser entwickelt. Die Komposition ist rein Aufgabe des Photographen, also kann da die Kamera nicht wirklich eine Ausrede sein.

Mein Grundproblem liegt hier darin, dass Bilder nicht so sehr nach ihrem Inhalt, sondern nur danach bewertet werden, mit welcher Kamera sie aufgenommen werden. Aber wieso das? Mir ist es doch völlig egal wie ein gutes oder ein schlechtes Bild gemacht wurde. Mich interessiert das Bild an sich. Wenn es gut ist, ist es das wegen seinem Inhalt, seinem Aufbau, dem was es vermittelt, nicht wegen der verwendeten Kamera. Ist es schlecht, ebenfalls nicht (mit Einschränkungen bei der rein technischen Seite des Bildes).

Zumindest ich möchte bei meinen Bildern, dass sie für sich genommen bewertet, gelobt oder kritisiert werden und nicht für das von mir verwendete Werkzeug. Für mich persönlich, in meinem Schaffensprozess, ist das Equipment natürlich relevant, ich muss damit das erreichen können, was ich möchte, das Handling muss mir liegen und auch das allgemeine Gefühl, was mir das Arbeiten mit der jeweiligen Kamera gibt, muss stimmen. Doch all das sind sehr persönliche Aspekte dessen, wie man selbst seine eigenen Werke schafft, für den Betrachter des fertigen Bildes hingegen sind diese eigentlich bedeutungslos. Es sei denn, dieser interessiert sich eigentlich mehr für die Technik als für das gezeigte Bild und dessen Bedeutung.

Bei meinen eigenen Arbeiten benutze ich unterschiedliche Kameras, digitale, analoge, auch mal mein Handy oder auch einen alten Scanner. Bei einer Kritik an meinen Bilder (die ich im Allgemeinen sehr gerne bekomme, denn schließlich will ich weiter besser werden) ziehe ich es aber vor, wenn diese sich um den Bildinhalt dreht und zumindest nicht mich schont, nur weil es mit einer technisch “minderwertigen” Kamera aufgenommen wurde.

1 Kommentar:

  1. Da stimme ich dir völlig zu. Man muss die Werkzeuge, mit denen man Kunst herstellt, nach dem persönlichen Gefühl wählen. Um sich entweder wohl oder auch mal um sich gezielt unwohl zu fühlen beim kreativ sein.
    Bei meiner Ecke der Kunst geht es mir da ganz genau so. Ich höre oft:"oh, tolles bild... Ach das ist mit dem Computer gemacht... Achso." als ob Photoshop das Bild von alleine malen würde... Dabei ist es nur das Werkzeug meiner Wahl. Farbgebung, Thema, Schattierung, bildaufbau, Qualität der Formen und so weiter kommen dabei von mir. Doch sobald das kleine Wort "digital" hinzu kommt verlieren meine Bilder an Wert.
    Kritik der Ahnungslosen...

    AntwortenLöschen