Sonntag, 31. Juli 2011

Photographie und die Frage nach der Kunst

Die Frage, ob Photographie Kunst ist, oder doch mehr in den Regionen der Dokumentation gefangen ist, beschäftigt wohl viele, die sich diese visuelle Form als Ausdrucksmöglichkeit erwählt haben (oder von dieser erwählt wurden, nicht in einer Art göttlichem Akt des Auserwählt seins, sondern einfach indem, das sich diese Form als die einzig richtige oder die einzig mögliche Ausdrucksform herausgebildet hat).

Speziell von Seiten der Malerei wird die Photographie gerne abgetan als Kunstform für die anderweitig Unbegabten, die, die eigentlich malen wollen, doch dafür kein Talent besitzen. Für manche mag das auch zutreffen, dass die Photographie versucht, die Malerei nachzuahmen, doch scheint dies meist zum Scheitern verurteilt zu sein, denn es versucht die Stärken der Malerei, nicht an reales Vorhandensein der dargestellten Objekte gebunden zu sein, zu transferieren in eine Ausdrucksform, die gerade von diesen abhängig ist, verleugnet aber gleichzeitig auch, dass gerade diese dokumentarische Kraft der Punkt ist, in dem die Photographie ihrem scheinbaren Geschwister Malerei massiv überlegen ist, ja geradezu bis zum heutigen Tage die Relevanz der realistischen, dokumentarischen Malerei damit nahezu vollständig ausgelöscht hat.

Die Malerei selbst kann dies an sich als eine Befreiung verstehen, losgelöst von der Notwendigkeit mühselig und zeitaufwendig rein abbildende Portraits anzufertigen, kann sie sich Bereichen widmen, die ihrer Form eigen sind und anderen unzugänglich. Die vortreffliche Eignung der Photographie, diese Rolle zu übernehmen stellt nun die Frage ob ehrlich betrachtet wirklich nur die Dokumentation die einzig sinnvolle Herangehensweise an dieses Medium ist. Zusätzlich dazu stellt sich die Frage, durch den überaus dominanten Charakter den das technische Gerät Kamera im Herstellungsprozess einer Photographie besitzt, wer bei dem fertigen Bild eigentlich der tatsächliche Kreator, der Erschaffer ist, derjenige, der die Kamera bedient oder doch die Kamera selbst mit dem Bediener nur als eine Art Erfüllungsgehilfen, sie ihrem Nutzen zuzuführen.

Gerade die massenhafte Verbreitung von Kameras im Alltag (zum Beispiel etwas völlig unvorstellbares für die Malerei) verstärkt diesen Eindruck noch. Zu Legionen werden ständig neue Photographien produziert, Schnappschüsse von Urlauben, die kaum mehr taugen als zu zeigen, dass man tatsächlich dort war, oder ähnliche Produktionen von den Menschen im eigenen Umfeld, reine Dokumentationen von deren Existenz und vage einer vorhandenen Beziehung zum Kameraoperator. Jegliche visuelle Entscheidungen werden jedoch der Kameraautomatik und damit dem Zufall oder doch eben der Kamera selbst überlassen, wodurch diese deutlich mehr zum Erschaffer wird, der Kameraoperator aber im Prinzip nur zu einem voll beweglichen Stativ.

Diese Benutzung der Photographie - die manchmal schon obsessiv wirkt, als wäre etwas gar nicht passiert oder ein Ort nicht besucht worden, wenn man es nicht mit einem Photo in allerlei sozialen Netzwerken beweisen kann - erzeugt einen Massenstrom an visuellen Reizen, in denen anspruchsvollere Ansätze weggespült werden wie Sandburgen bei Flut. Ein Problem, dem sich die Malerei aus zahlreichen Gründen nie stellen musste.

Doch heißt das wirklich, dass Photographie durch ihre massenhafte Herabwürdigung zum reinen Erinnerungsmedium keine Kunst sein kann? Das diese Produkte, die ohne jegliche tiefergehende Schaffensintention entstehen den Charakter der Kunst nicht erfüllen, sollte offensichtlich sein, aber kann das ein ganzes Medium disqualifizieren? Würde man der Malerei ihren künstlerischen Anspruch absprechen, nur weil plötzlich jeder in dem Medium herumstümpern würde? Wahrscheinlich würde auch da das Ansehen des Mediums leiden, die Kunstkritik zeigte ja schon immer ihre Probleme mit Massenproduktionen. Jedoch würde die Malerei durch die Eigenart ihres Schaffensprozesses immer noch den Hauch von kreativem Schaffen vermitteln, wohingegen die Photographie als simples auf einen Knopf drücken verunglimpft wird.

Sicherlich spielt die Kamera und das Objektiv eine entscheidendere, schwerer durch andere Geräte austauschbare Rolle als in der Malerei der konkrete Pinsel und die konkrete Farbe. Auch mag man der Malerei zusprechen, dass die virtuose Beherrschung ihrer Werkzeuge schwerer zu erlernen und vor allem zeitaufwändiger ist, doch auch bei der Kamera ist es nicht damit getan, sie in eine Richtung zu halten und auszulösen. Die Beherrschung der gestalterischen Möglichkeiten, die das Werkzeug Kamera bietet, müssen genauso erlernt werden, auch dieses Werkzeug erfordert viel Zeit und harte Arbeit, um es wirklich in den Griff zu bekommen. Daneben muss die Nutzung des vorhandenen oder die kontrollierte Verwendung künstlichen Lichts gelernt und deren verschiedene Wirkungen und Charakteristiken verstanden werden. Zusätzlich gelten für beide Medien die selben Gestaltungsregeln, und auch diese müssen erlernt und verstanden werden, um wirklich in der Lage zu sein, dass zu kreieren, was aus dem Kopf des Künstlers in die Realität gebracht werden will.

Der Photograph wird dann zum Künstler, wenn er die ihn umgebende Realität nicht mehr nur dokumentiert, sondern anfängt sie als Bausteine zu betrachten, mit deren Hilfe er seine eigenen Visionen in ein Bild übertragen kann. Gegenüber dem Maler ist er hier den Restriktionen der Realität unterworfen. Während der Maler mit seinem Pinsel Fantasie-Welten kreieren kann, die fernab jeglicher realen Möglichkeiten liegen, bleibt der Photograph (solange er Photograph bleibt und nicht zum Digital Artist wird) an die konkrete Welt, die ihn umgibt, gebunden. Doch in dem, wie er die vorhandenen “Bausteine” nimmt und daraus ein fertiges Werk herstellt, eine Photographie, erreicht auch er den Rang des Künstlers, wenn die Realität nicht allein gezeigt wird, sondern die Bilder eine Geschichte erzählen, nicht rein von etwas handeln, sondern etwas über etwas (zum Beispiel das abgebildete) aussagen.

Der Photograph wird zum Erzähler seiner eigenen Wahrheit und verlässt den Bereich der Dokumentation. Und was anderes kann man als Kunst sehen als in irgendeiner Form, sei es nun Malerei, Photographie, Musik oder einem anderen Medium, die uns eigene Wahrheit zu erzählen, uns selbst in unserem Werk mit zum Ausdruck zu bringen?

Kunst kann nie objektiv sein, je nach Ausrichtung kann man sich bemühen einem objektiven Status näher zu kommen oder sich bewusst für die Subjektivität entscheiden und nur der Geschichte zu folgen, die man selbst mit seinem Werk erzählen will. Und das kann man letztendlich mit jedem Medium angehen, weswegen ich die Position vertrete, dass ein Medium selbst nicht bestimmen kann, ob etwas Kunst ist oder nicht, sondern nur die hinter der Verwendung des Mediums stehenden Ziele es möglich machen können, zu verstehen, welchen Status ein konkretes Werk innehat.

In der Photographie dürften hierbei wohl der Status Kunst und der, der Dokumentation die größten Säulen des Mediums sein. Wobei auch noch gesagt werden sollte, dass beide ihren Platz und ihre Relevanz haben, es muss auch nicht alles Kunst sein, auch der journalistische Bereich trägt eine große Bedeutung in seiner dokumentarischen Funktion und selbst die Urlaubsschnappschüsse können für einen selbst von Bedeutung sein, allein vielleicht müsste man sie nicht allen Leuten da draußen in den Weiten des Internets zeigen. ;)

Mittwoch, 13. Juli 2011

Shooting mit Ann-Kristin

Ja, mich gibts auch noch. ;) 

Seit meiner Rückkehr nach Deutschland bin ich wieder mehr aktiv im Portrait-Feld unterwegs und um das hier auch visuell zu unterstreichen, habe ich eine Auswahl von meinem Shooting mit Ann-Kristin zusammengestellt. Das war zwar schon eine Weile vor meinem Auslandsaufenthalt, aber trotzdem gab es hier bisher nichts davon zu sehen.

Das ändert sich jetzt: Bei dem Shooting haben wir die Marburger Altstadt unsicher gemacht und uns sowohl Nah- als auch Umgebungsportraits gewidmet. Eine kleine Auswahl könnt ihr euch jetzt hier ansehen: