Samstag, 14. Januar 2012

Photographieren abseits des Sonnenscheins

Aber das Wetter ist doch so schlecht. Es ist schon dunkel. Es regnet. Es ist kalt. Die Ausreden sind zahlreich, warum man nicht photographieren geht, selbst wenn die Ausrede “Keine Zeit” nicht mehr zieht. Bei solchen Bedingungen kann man doch keine guten Bilder machen. Außerdem ist es ja nicht gut für die Technik.

Ja ja, die arme Kamera könnte nass werden. Dass man selbst aber vor allem einen nassen Hintern bekommen könnte, ist natürlich kein Grund dazu, zu Hause zu bleiben. ;) Natürlich muss man nicht bei solchen Bedingungen raus gehen und photographieren. Aber man kann. Und besonders dann, wenn man sich nicht nur auf Tage mit eitel Sonnenschein beschränkt, eröffnet sich einem gleich eine ganz andere visuelle Welt. Das Licht ist anders, die Straßen und Häuser sind nass oder am Abend versinken manche in Finsternis während andere noch hell erleuchtet sind, Fensterscheiben beschlagen oder sammeln Wassertropfen auf ihrer Oberfläche. Und man bekommt ganz andere Dinge zu sehen.



Speziell für die Street Photographie bietet es sich an, auch bei schlechtem Wetter oder vermeintlich ungünstigen Bedingungen loszuziehen, denn im Regen etwa gibt es Momente und Verhaltensweisen zu sehen, die es bei Sonnenschein nicht gibt. Viele packen ihre Regenschirme aus und so verändert sich schon der Anblick der Stadt. Manche rennen hektisch durch die Straße in vager Hoffnung, dem nass werden zu entgehen. Auch die Gesichtsausdrücke der Menschen ändern sich je nach Wetterlage. Manche schauen grimmig, während sie an einem vorbei stapfen. Andere blicken unter Vordächern hervor nach oben mit einem Hoffen in den Augen ein baldiges Ende des Regens zu erkennen. Und wieder andere sind da, die tatsächlich das Wetter genießen und scheinbar im Kopf die ganze Zeit nur “Singing in the Rain” vor sich hin summen. Bleibt man bei Regen immer nur daheim, statt auch mit der Kamera loszuziehen, verpasst man diese Welt.


Und auch wenn die Nacht herein bricht, speziell im Winter, wo sie das ja sehr früh tut, ändert sich die Welt. Sofort bekommt man gesagt, es wäre doch zu dunkel zum photographieren, das funktioniert doch sowieso nicht. Aber woher wisst ihr das, wenn ihr es nie ausprobiert habt? Die einfache Variante wäre es, Langzeitbelichtungen anzugehen mit Stativ. Aber auch frei Hand kann man was machen, man muss sich nur den Bedingungen anpassen. Das kann heißen, dass man seine lichtstarken Objektive tatsächlich mal bei Offenblende nutzt oder auch, dass man mal die Grenzen der eigenen Kamera bei der Iso-Empfindlichkeit austestet. Bildrauschen ist nicht das Ende der Welt, wie es manche zu glauben scheinen.


Zusätzlich kann man in diesen Abendstunden Motive einfangen, die sich bei Tag verstecken. Irgendwo gibt es immer noch helle Lichter und diese kann man zum Beispiel als Abgrenzung nutzen, um vor ihnen Silhouetten zu photographieren, sei es von Gegenständen oder von vorbei eilenden Menschen. Auch kann man mal etwas länger belichten, als man das üblicherweise tut und so die Bewegungen der Menschen verwischen lassen.

Es gibt immer Möglichkeiten, auch bei vermeintlich schwierigen Bedingungen zu photographieren und ich meine: Es lohnt sich. Also wartet nicht immer nur auf strahlenden Sonnenschein sondern riskiert für gute Bilder auch mal ein wenig zu frieren oder einen nassen Hintern zu bekommen.






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