Freitag, 27. Januar 2012

Kreative Krisen

Vermutlich kennt sie jeder kreativ Tätige: Die Krise. Die Zeit, in der man das Gefühl hat, alle Ideen wären weg und es kommt nichts mehr. Man ist ein Wasserglas, dass leergetrunken ist und keine Nachfüllmöglichkeit ist zu finden. Dem gegenüber stehen die Phasen, in denen man sich von Ideen überrannt fühlt, kaum weiß, wo hin mit den ganzen Konzepten, die aus dem Kopf in die Realität wollen.

Doch wie damit umgehen? Viele scheitern an ihren Krisen und bleiben darin verfangen, geben irgendwann ihr Medium frustriert ganz auf. Doch heißt das wirklich, dass, kaum in so einer Krise angekommen, man als Kreativer gescheitert ist? Man hat keine Ideen mehr, also kann man ja auch kein kreativer Mensch mehr sein. Aber das ist Unfug. Ein Auf und Ab gehört überall im Leben dazu. Und selbst wenn man gerade mal unten angekommen ist, heißt das nicht, dass man dann aufhören sollte sich überhaupt am kreiiren zu versuchen.

Genau das Gegenteil halte ich für sinnvoll. Mit meinen Krisen bin ich immer am besten zurecht gekommen, wenn ich durch sie durch gearbeitet habe, statt nur verzweifelt auf die Rückkehr der Ideen zu warten. Man muss sich oft mehr zwingen, etwas anzugehen. Vielfach produziert man dann auch Dinge, die man für Mist hält. Doch das gehört dazu. Meine Erfahrung ist, dass man sich durch dieses durch den ganzen Mist durcharbeiten auch wieder neue Ideen verdient. Sie sind schwerfälliger zu erreichen und nicht so zahlreich, wie in den Hochphasen, aber sie sind trotzdem da. Man muss sie sich nur härter verdienen.

Und manchmal sind es dann gerade diese Werke, die mir etwas bedeuten, weil sie mir nicht scheinbar zugefallen sind, sondern wirklich harte Arbeit waren.

Auch lohnend kann es sein, in diesen Phasen sich der Selbstreflexion zu widmen und seine eigene Arbeitsweise zu analysieren, zu überprüfen, was man davon für sinnvoll hält und wo dringend Verbesserungen notwendig sind. Denn letztendlich ist Kreativität kein himmlisches Geschenk sondern konsequente Arbeit. Ohne Struktur und Disziplin in der eigenen Arbeit wird Kreativität zum Glücksspiel und somit viel krisenanfälliger. Denn will man mit den Musen rumknutschen ist es wie bei normalen Frauen, man muss sich erst einmal erarbeiten, dass sie sich einem hingeben wollen.

Zusätzlich sollte man immer ein Notizbuch bei sich haben, speziell in den eigenen Hochphasen. Denn wenn die Ideen nur so auf uns einprasseln, kommen wir nicht immer hinterher, diese auch umzusetzen. Deswegen schreibe ich mir dann immer die Konzepte in mein Notizbuch (oder wenn man es moderner mag, taugt auch Evernote auf dem Handy wunderbar für diesen Zweck). Und mit der Zeit baut man sich hier auch einen Pool an Ideen auf, auf den man auch in Krisenzeiten zurückgreifen kann. Es ist als ob man seine rohen Konzepte bei der Bank einlagert und in Phasen, wo man mehr Zeit als Kreativität hat, diese wieder abbucht, um sie umzusetzen. Wenn das Konzept bereits steht, fehlt “nur” noch die handwerkliche Umsetzung davon, die Realisierung. Und dieser kann man sich auch gut in Phasen widmen, wo neue Ideen Mangelware sind.

Auch kann das Notizbuch helfen, Gedanken zu sammeln, die uns scheinbar spontan besuchen, etwa wenn wir im Zug sitzen. Manchmal verlieren wir diese wieder in den Untiefen unseres Hirns oder dem Rausch der auf uns einprasselnden Momente, wenn sie nicht sofort notiert werden und so geht selbst in den kreativen Hochphasen einiges verloren.

Also kann ich nur sagen: Habt immer ein Notizbuch greifbar, sammelt eure Ideen und Gedanken und in der kreativen Krise: Hört nicht auf zu arbeiten, verdient es euch, wieder die Muse küssen zu dürfen.

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