Bildselektion ist quasi die natürliche Folge vom Bilder machen. Nur keine schöne. Gerade wenn ich von einem längeren Shooting oder von einer kleinen Reise eine größere Menge Bilder mitgebracht hab, wird der Teil irgendwann zur Qual. Und so hat die Bildselektion in meinem photographischen Schaffen die Rolle der Nemesis eingenommen. Aber nun ja, irgendwer muss das ja auch sein.
Aber wie jeder “Held” muss auch ich mich meiner Nemesis stellen, statt immer vor ihr weg zu laufen. Sonst gibt es ja unter anderem hier auch nie was von den Bildern, die ich für gelungen halte, zu sehen. Denn wenn ich mich um die Selektion drücke, gehöre ich nicht zu denen, die dann einfach riesige Mengen an Bildern posten, sondern eher zu denen, die dann gar keine zeigen. Und aus Unwille oder Unfähigkeit tatsächlich eine Auswahl zu treffen gleich einfach alle Bilder auf der Festplatte zu verstecken und in Vergessenheit geraten lassen, das kann ja nicht der Sinn der Sache sein.
Also muss man sich dem irgendwie stellen. Und am besten noch einigermaßen methodisch, damit das Ganze auch irgendwie strukturiert läuft und man am Ende nicht zu großen Verdacht hegt, die eigentlich viel besseren Bilder als die gezeigten alle wegselektiert zu haben. Hauptort der grausamen Tat ist bei mir Lightroom. Hier richte ich über das Schicksal meiner Bilder, welche ins Licht der Öffentlichkeit treten dürfen und welche zu einem Randdasein im finstren Kerker externer Back-Up-Festplatten verdammt werden. Das mag übertrieben klingen, doch oft fühlt es sich tatsächlich wie eine Verhandlung an, bei dem ich sowohl Richter als auch Henker spielen muss. Und das auch noch bei meinen eigenen Bildern, fast wie als hätte ich einen ganzen Stall voll eigener Kinder und müsste entscheiden, welche davon ich genug mag, dass sie draußen spielen dürfen und welche ich lieber vor der Welt da draußen verheimliche.
Da ich in Raw photographiere ist die erste Hürde, die ein Bild überwinden muss, die, dass es mich genug motiviert ihm in Lightroom eine Grundbearbeitung zu verpassen, in dem grob der Look festgelegt wird, wie das fertig aussehen soll. Alle Bilder, die diesen Schritt überstehen und nicht auf Grund zu großer Ungereimtheiten hier schon scheitern, bekommen in der Bewertung einen Stern verliehen. Von denen kann man in Lightroom insgesamt fünf verteilen, einer alleine hat also noch nicht viel zu sagen.
Der erste Stern ist also bei mir die kleinste Hürde, eigentlich mehr fast nur eine Treppenstufe. Doch auch da kann man stolpern. Meine Bilder tun das dann, wenn mir die technische Seite mal so sehr misslungen ist, dass sich das auch nicht mehr reparieren lässt, bei Menschenbildern auch, wenn man es geschafft hat den möglichst unvorteilhaftesten Gesichtsausdruck (oder Pose) einzufangen. Und dann stolpern noch die Bilder, wo ich schlicht und ergreifend irgend welchen Unfug photographiert habe, wo beim späteren ansehen nur die Frage bleibt, was ich mir da eigentlich gedacht hatte.
Bei einem Stern angekommen endet erstmal die Bildbearbeitung und das Ganze schränkt sich nur noch auf die Selektion ein, bis die fünf Sterne erreicht sind. Und hier wird das Ganze dann schnell zur Quälerei. Ich schaue dann der Reihe nach die Bilder durch, die einen Stern erreicht haben und verteile noch relativ gutmütig einen zweiten Stern an die, die mir etwas besser gefallen als nur grade so ok. Dieses Durchschauen setzt sich dann fort, manchmal mit Pausen, wo ich erstmal für einen Moment vom Bildschirm zurück trete, um die Gedanken zu den Bildern etwas mehr in meinem Kopf umher wandern zu lassen.
Mit steigender Sternzahl werden dann auch die Hürden drastisch höher und spätestens beim Schritt von vier auf fünf kommt auch das Vergleichen der Bilder untereinander ins Spiel. Wenn ich aus einer Gruppe recht ähnlicher Bilder hier immer noch mehrere übrig habe, wäge ich ab, ob ich eins davon nicht besser finde als das oder die anderen. Wenn ich mich da klar entscheiden kann, bekommt der Sieger den fünften Stern und die anderen bleiben zurück. Das gelingt mir aber nicht immer eindeutig und so schaffen es auch ab und zu relativ ähnliche Bilder bis hinauf in den Fünf-Sterne-Olymp.
Und hier sind wir dann quasi angekommen beim Endkampf mit meiner Nemesis, der Wahl, was darf entweder jetzt direkt schon raus ins Licht oder vorher noch mal in Photoshop für eine Runde Feintuning und was bekommen höchstens Freunde und Bekannte mal direkt am Rechner zu Gesicht. Dazu schaue ich die Reihe der Bilder noch ein paar mal durch, dann gibt es doch immer mal die eine oder andere Kleinigkeit, die mich genug stört, um einem Bild die Lizenz zur Veröffentlichung zu verweigern. Und die übrig gebliebenen, wenn es mir immer noch zu viele sind, stelle ich gern auch mal alle in der Bibliothek von Lightroom nebeneinander und habe dann so quasi ein digitales Contact Sheet vor meinen Augen. Von meinem Shooting gestern mit Anne, auch als Drachenkind bekannt, sieht das dann bei mir so aus:
Wer mit dem Begriff Contact Sheet nichts anfangen kann, sollte sich auch mal drüben bei Martin in seinem Blog umsehen. Da stellt er eine kleine Videoserie dazu vor, bei der “unwesentlich” bedeutendere Photographen was zu ihrem Selektions- und allgemeinen Arbeitsprozess erzählen.
Wie ich mit meinem Contact Sheet verfahre schwankt immer mal. Am einen Tag vergebe ich eine grüne Farbmarkierung an die Bilder, die ich ganz definitiv zeigen will und werfe sie dann aus der Ansicht raus, um über die übrig gebliebenen Bilder nachzudenken. An einem anderen Tag werfe ich stattdessen die Bilder, die es doch nicht schaffen, aus der Ansicht raus und markiere die übrig gebliebenen dann grün. Und manchmal ist die Auswahl hier auch schon einfach genug zusammen gekürzt, so dass ich einfach nur die Auserwählten nehmen und aus Lightroom exportiere, so dass sie bereit sind, ihren Weg in die Öffentlichkeit anzutreten. Und vielleicht spreche ich ein anderes Mal noch vom nächsten Level der Bildselektion, dem gedruckten Portfolio. Denn dann noch aus allen Shootings, die sich angesammelt haben eine Gruppe Bilder zu selektieren, die irgendwo zwischen 20 und 40 liegt ist noch einmal eine ganz andere Stufe des Wahnsinns.
Wie ist das denn bei euch so? Wie geht ihr an eure Bildauswahl heran und fällt euch die auch oft so schwer oder geht euch das Kürzen leicht von der Hand?
Aber wie jeder “Held” muss auch ich mich meiner Nemesis stellen, statt immer vor ihr weg zu laufen. Sonst gibt es ja unter anderem hier auch nie was von den Bildern, die ich für gelungen halte, zu sehen. Denn wenn ich mich um die Selektion drücke, gehöre ich nicht zu denen, die dann einfach riesige Mengen an Bildern posten, sondern eher zu denen, die dann gar keine zeigen. Und aus Unwille oder Unfähigkeit tatsächlich eine Auswahl zu treffen gleich einfach alle Bilder auf der Festplatte zu verstecken und in Vergessenheit geraten lassen, das kann ja nicht der Sinn der Sache sein.
Also muss man sich dem irgendwie stellen. Und am besten noch einigermaßen methodisch, damit das Ganze auch irgendwie strukturiert läuft und man am Ende nicht zu großen Verdacht hegt, die eigentlich viel besseren Bilder als die gezeigten alle wegselektiert zu haben. Hauptort der grausamen Tat ist bei mir Lightroom. Hier richte ich über das Schicksal meiner Bilder, welche ins Licht der Öffentlichkeit treten dürfen und welche zu einem Randdasein im finstren Kerker externer Back-Up-Festplatten verdammt werden. Das mag übertrieben klingen, doch oft fühlt es sich tatsächlich wie eine Verhandlung an, bei dem ich sowohl Richter als auch Henker spielen muss. Und das auch noch bei meinen eigenen Bildern, fast wie als hätte ich einen ganzen Stall voll eigener Kinder und müsste entscheiden, welche davon ich genug mag, dass sie draußen spielen dürfen und welche ich lieber vor der Welt da draußen verheimliche.
Da ich in Raw photographiere ist die erste Hürde, die ein Bild überwinden muss, die, dass es mich genug motiviert ihm in Lightroom eine Grundbearbeitung zu verpassen, in dem grob der Look festgelegt wird, wie das fertig aussehen soll. Alle Bilder, die diesen Schritt überstehen und nicht auf Grund zu großer Ungereimtheiten hier schon scheitern, bekommen in der Bewertung einen Stern verliehen. Von denen kann man in Lightroom insgesamt fünf verteilen, einer alleine hat also noch nicht viel zu sagen.
Der erste Stern ist also bei mir die kleinste Hürde, eigentlich mehr fast nur eine Treppenstufe. Doch auch da kann man stolpern. Meine Bilder tun das dann, wenn mir die technische Seite mal so sehr misslungen ist, dass sich das auch nicht mehr reparieren lässt, bei Menschenbildern auch, wenn man es geschafft hat den möglichst unvorteilhaftesten Gesichtsausdruck (oder Pose) einzufangen. Und dann stolpern noch die Bilder, wo ich schlicht und ergreifend irgend welchen Unfug photographiert habe, wo beim späteren ansehen nur die Frage bleibt, was ich mir da eigentlich gedacht hatte.
Bei einem Stern angekommen endet erstmal die Bildbearbeitung und das Ganze schränkt sich nur noch auf die Selektion ein, bis die fünf Sterne erreicht sind. Und hier wird das Ganze dann schnell zur Quälerei. Ich schaue dann der Reihe nach die Bilder durch, die einen Stern erreicht haben und verteile noch relativ gutmütig einen zweiten Stern an die, die mir etwas besser gefallen als nur grade so ok. Dieses Durchschauen setzt sich dann fort, manchmal mit Pausen, wo ich erstmal für einen Moment vom Bildschirm zurück trete, um die Gedanken zu den Bildern etwas mehr in meinem Kopf umher wandern zu lassen.
Mit steigender Sternzahl werden dann auch die Hürden drastisch höher und spätestens beim Schritt von vier auf fünf kommt auch das Vergleichen der Bilder untereinander ins Spiel. Wenn ich aus einer Gruppe recht ähnlicher Bilder hier immer noch mehrere übrig habe, wäge ich ab, ob ich eins davon nicht besser finde als das oder die anderen. Wenn ich mich da klar entscheiden kann, bekommt der Sieger den fünften Stern und die anderen bleiben zurück. Das gelingt mir aber nicht immer eindeutig und so schaffen es auch ab und zu relativ ähnliche Bilder bis hinauf in den Fünf-Sterne-Olymp.
Und hier sind wir dann quasi angekommen beim Endkampf mit meiner Nemesis, der Wahl, was darf entweder jetzt direkt schon raus ins Licht oder vorher noch mal in Photoshop für eine Runde Feintuning und was bekommen höchstens Freunde und Bekannte mal direkt am Rechner zu Gesicht. Dazu schaue ich die Reihe der Bilder noch ein paar mal durch, dann gibt es doch immer mal die eine oder andere Kleinigkeit, die mich genug stört, um einem Bild die Lizenz zur Veröffentlichung zu verweigern. Und die übrig gebliebenen, wenn es mir immer noch zu viele sind, stelle ich gern auch mal alle in der Bibliothek von Lightroom nebeneinander und habe dann so quasi ein digitales Contact Sheet vor meinen Augen. Von meinem Shooting gestern mit Anne, auch als Drachenkind bekannt, sieht das dann bei mir so aus:
Wer mit dem Begriff Contact Sheet nichts anfangen kann, sollte sich auch mal drüben bei Martin in seinem Blog umsehen. Da stellt er eine kleine Videoserie dazu vor, bei der “unwesentlich” bedeutendere Photographen was zu ihrem Selektions- und allgemeinen Arbeitsprozess erzählen.
Wie ich mit meinem Contact Sheet verfahre schwankt immer mal. Am einen Tag vergebe ich eine grüne Farbmarkierung an die Bilder, die ich ganz definitiv zeigen will und werfe sie dann aus der Ansicht raus, um über die übrig gebliebenen Bilder nachzudenken. An einem anderen Tag werfe ich stattdessen die Bilder, die es doch nicht schaffen, aus der Ansicht raus und markiere die übrig gebliebenen dann grün. Und manchmal ist die Auswahl hier auch schon einfach genug zusammen gekürzt, so dass ich einfach nur die Auserwählten nehmen und aus Lightroom exportiere, so dass sie bereit sind, ihren Weg in die Öffentlichkeit anzutreten. Und vielleicht spreche ich ein anderes Mal noch vom nächsten Level der Bildselektion, dem gedruckten Portfolio. Denn dann noch aus allen Shootings, die sich angesammelt haben eine Gruppe Bilder zu selektieren, die irgendwo zwischen 20 und 40 liegt ist noch einmal eine ganz andere Stufe des Wahnsinns.
Wie ist das denn bei euch so? Wie geht ihr an eure Bildauswahl heran und fällt euch die auch oft so schwer oder geht euch das Kürzen leicht von der Hand?
Moin,
AntwortenLöschenbei mir ist das auch ne Qual. Ich schmeiße erst großzügig weg und verstaue die Bilder in einem separaten Ordner. Eine Festplatte behalte ich mir aber für alle Rohbilder vor, sodas ich im Notfall an alle ran komme. Und wenn es dann um die Nachbearbeitung geht, schmeiße ich die nächsten weg, bis dann manchmal nichts mehr übrig bleibt.
Gruß Mat
Na dann geht es wenigstens nicht nur mir so. ;)
AntwortenLöschenJa, manchmal bleibt auch gar nichts übrig. Aber auch das gehört dazu. Man muss manchmal erst eine Menge Mist produzieren, bevor was gescheites entstehen kann.