Mein Jahresprojekt. Es begleitete mich jetzt schon durch vier Monate dieses Jahres. Ein Drittel ist also geschafft. Doch wie lief es bisher so? Es gibt die guten Tage: Ich bin motiviert, hab richtig Lust loszuziehen und auf den Straßen ist ordentlich was los. An diesen Tagen werden regelmäßig ein paar mehr Bilder auf den Film gebannt. Häufig gibt es Tage, an denen nicht viel Zeit ist, wo ich beim photographieren nur auf den Weg von zu Hause zur Arbeit und umgekehrt beschränkt bin. Manchmal läuft das trotzdem gut, manchmal auch nicht. So oder so werden es weniger Bilder, die entstehen.
Und dann gibt es die Tage, wo die Motivation nahezu völlig abwesend ist und es mir die Straße auch nicht leichter macht, indem nicht viel los ist, manchmal es sogar so wirkt, als würde die Stadt ihre Menschen vor mir verstecken. Dann ist es eine Qual, die Projektvorgaben zu erfüllen und oftmals bleibt es dann auch bei einem einzigen Bild, dass die Erleichterung mit sich bringt, bisher nicht gescheitert zu sein. Doch die Bilder dieser Tage sind meist auch die schwächsten, die am Ende sich auf einem Film sammeln.
Man könnte fast in Frage stellen, ob es dann überhaupt Sinn macht, da zu photographieren oder ob das Bild letztendlich kaum mehr zu werden verspricht als ein Alibi, dass man sagen kann, man liegt weiter im Plan? Vielleicht etwas, aber ohne dieses Durchquälen fallen auch die guten Tage kaum auf. Und manchmal, wenn man noch mit der Motivation kämpft, ob man überhaupt loszieht, würde man Tage, die sich letztendlich erst auf der Straße als gute heraus stellen vielleicht einfach verpassen.
Sicherlich kann man sich immer mehr vorwärts treiben, als man das tut. Das passiert mir oft genug. Doch in diesem mich kontinuierlich herausfordern erweitern sich langsam aber stetig auch die Grenzen der Motivation, der Leistungsbereitschaft, die es zu überwinden gilt. Steter Tropfen hölt den Stein, wie man so sagt. Denn neben den einigen schlechten und mittelmäßigen Bildern, die dieses Projekt mir beschert hat, gibt es immer wieder die, die mir gefallen oder mit denen ich sogar zufrieden bin. Und nach meinem Eindruck nehmen diese mit fortschreitender Zeit zu, die Anzahl der unbrauchbaren Bilder hingegen sinkt. Oder ich werde besser darin, mir die Bilder schön zu reden, wer weiß. ;)
Was ich als großen Vorteil sehe mit dem mittlerweile verschwundenen Winter ist, dass schlicht der Tag länger und die Nacht kürzer ist, die Welt mir also für längere Zeit jeden Tag genug Licht gibt, dass ich auf meinen Film fallen lassen kann. Das macht das Problem unter der Woche, neben der Arbeit noch die Zeit dazu zu finden schon deutlich einfacher.
Und eine der vielleicht überraschensten Erkenntnisse ist, dass das Projekt einhalten dadurch schwieriger wird, wenn ich an einem Tag auch ein zusätzliches Portrait-Shooting habe. Es wirkt seltsam, dass es schwierig ist, zu photographieren, wenn man zum photographieren loszieht. Doch in der Praxis habe ich oft beide Hände voll beim durch die Stadt laufen mit Kameratasche und Lichtstativ. Dann kann ich das Projekt-Bild oft nur machen, in dem ich stehen bleibe, meinen ganzen Krempel um mich herum verteile und dann die Analog-Kamera aus der Tasche krame und darauf warte, dass um mich herum etwas interessantes passiert.
Aber irgendwie hat es bisher immer geklappt, man wird sehen, ob es auch für das ganze Jahr reichen wird oder ob mir doch noch der ein oder andere Ausfall-Tag begegnen wird. Und zusätzlich mit welcher Kamera es so weiter geht. Die übliche hat gestern ihr Ende in einem Sturz auf die Straße gefunden...
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