Dienstag, 9. August 2011

Holga-Objektiv für Digitalkameras

Die Holga-Kameras haben ja schon lange eine große Fangemeinde genauso wie überzeugte Ablehner in der Photographengemeinde. Bisher hab ich mich aus dem Gebiet rausgehalten, da die analoge Photographie schlicht nicht so mein Fall ist (also das so arbeiten, bei den Bildern anderer ist es mir recht Wurst aus was für einer Kamera sie entkommen sind).

Doch vor kurzem kam jetzt auch ein Holga-Objektiv für Digital-Kameras heraus, bisher für Nikon und Canon erhältlich. Und angesichts des günstigen Preises hab ich mich mal diesem Abenteuer gewidmet.

Das Objektiv ist so klein und durch seine Plastikverarbeitung auch extrem leicht, dass es quasi in jeder überfüllten Fototasche doch noch irgendwo versteckt werden kann. An Technik bringt es nicht viel mit, Autofokus gibt es keinen, verstellbare Blende auch nicht. Doch wenn man seinen Technik-Fetisch befriedigen will, ist man hier sowieso falsch.

Die Brennweite das kleinen Plastik-Kringels ist mit 60mm angegeben, die feste Blende mit 8. Das allein deutet schon darauf hin, dass man gerade in unseren derzeit nicht übermäßig sonnenverstrahlten Landen schnell bei höheren Isos landen wird. Mein Eindruck von meiner ersten Test-Tour ist aber noch, dass das Objektiv mehr Licht schluckt, als man es bei F8 erwartet und es eher wie F16 erscheinen lässt (zur Ergänzung: Das ist mein Gefühl, genaue Vergleichstests mit konventionellen Objektiven habe ich nicht gemacht).

Aber das soll einen nicht aufhalten, zur Not kann man ja auch einfach Bewegungsunschärfe als Gestaltungsmittel mit dazu nehmen, von klassischen Vorstellungen von Schärfe muss man sich hier sowieso verabschieden. Das Fokussieren ist durch die nicht völlig scharfe Linse und den recht stark abgedunkelten Sucher nicht ganz einfach, auch die Distanzssymbole auf dem Objektiv sind nur eine grobe Orientierung. Aber mit etwas Übung klappt es dann doch ganz passabel. Aber auch mit getroffenem Fokus wird es nie richtig scharf, das Bildzentrum ist noch am nähesten an etwas, dass man scharf nennen kann, dran, je weiter es nach außen geht, desto unschärfer wird es. Ein wenig werden die unscharfen Ränder aber durch heftiges Vignettieren kaschiert. Auch für wilde Lense-Flare-Bildung bietet das Objektiv beste Bedingungen. ;)

Kurzgefasst kann man also sagen, wenn man klassisch scharfe Bilder machen will, kann man das Objektiv getrost ignorieren, aber das sollte niemanden wundern, der sich schonmal mit den Holga-Kameras beschäftigt hat. Was es aber stattdessen liefert ist ein sehr eigenwilliger Bildlook, den kann man mögen, oder eben nicht. Ich werde auch weiter mit dem Objektiv experimentieren und mal sehen, was ich damit so anstellen kann. Für mich ist es eine angenehme Möglichkeit, den Wahn des technisch perfekten Bildes, mit dem ich zumindest manchmal ringe, einfach von Anfang an über Bord zu werfen und mich nur dem Bild selbst zu widmen.

Und das wichtigste für mich ist, es macht schlicht Spaß mit dem kleinen Ding auf der großen Kamera durch die Gegend zu ziehen und mal zu schauen, was sich machen lässt. Und gerade in Anbetracht des sehr günstigen Preises würde ich das Objektiv jedem empfehlen, der gern mal Konventionen Konventionen sein lässt und einfach etwas experimentieren will. Zum Abschluß dann jetzt noch ein paar weitere Bilder von meiner ersten Tour in der digitalen Holga-Welt.







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